Wussten Sie schon?
Wenn man an
Hamburg denkt, kommen den meisten wohl erst einmal die Reeperbahn, der Hafen
oder Musicals in den Sinn. Woran man vielleicht nicht zuerst denken würde: Brennholz.
Dabei haben Hamburg und Brennholz eine lange gemeinsame Geschichte. Bereits
im Mittelalter lieferten Alsterschiffer Brennholz und Bauholz nach Hamburg.
Auch die „Schleswig-Holsteinischen Blätter für Polizei und Kultur“ aus dem
Jahre 1799 berichten von Lieferungen von Brennholz nach Hamburg Altona. Das
Brennholz kam aus verschiedenen Wäldern der Umgebung. Kaminholz für
Hamburg-Altona kam beispielsweise aus der Nähe von Bremervörde, während
Brennholz für Bergedorf meist aus dem Sachsenwald kam. Eines blieb jedoch
gleich: der Transport über Wasserwege. Und davon hat Hamburg wahrlich genug,
denn 8 Prozent Hamburgs besteht aus Wasser. Über die zahlreichen Wasserwege und
Kanäle spannen sich 2500 Brücken - weit mehr als in Venedig!
Hamburg ist die zweitgrößte Deutschlands. Der Hamburger Seehafen ist
Deutschlands größter Hafen. Die Speicherstadt und das Kontorhausviertel im
Hafen wurden sogar im Jahre 2015 zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt.
Die Revierförstereien, darunter auch die Förstereien Volksdorf oder Bergedorf, bewirtschaften die 5200 Hektar großen Waldflächen im Besitz der Stadt Hamburg. Bei Baumfällarbeiten und Waldpflege fällt natürlich auch viel Holz an, welches als Brennholz weiterverkauft werden kann. Schätzungen haben ergeben, dass in Klövensteen und Altona etwa 70% des verkauften Holzes Brennholz, Mulch oder Hackschnitzel waren. Die restlichen 30% teilen sich auf in Bauholz und Holz für Möbel- und Papierproduktion. Bezirke können so auf umweltfreundliche Weise zusätzliche Einnahmen generieren und dabei eine besondere Form der Bürgernähe ausüben. Denn Brennholz ist auch heute noch in Hamburg als Energiequelle beliebt. Doch gerade in Großstädten kann das zum Problem werden: 10% der Feinstaubbelastungen entstehen durch Holzfeueranlagen, der Großteil dieser Feinstaubbelastungen ist jedoch in fehlerhafter Bedienung oder technischen Mängeln der Kaminholz-Öfen begründet. Daher hat die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt Hamburg eine Broschüre herausgegeben, die Ofenbesitzern hilft, richtig mit Brennholz zu Heizen und die Feinstaubbelastung so zu senken. Dazu gehört die richtige Auswahl des Brennmaterials, z.B. naturbelassenes Brennholz in Scheiten und Holzbriketts und die richtigen Anzündtechniken. Außerdem wird genau erklärt, wie der technische Zustand des Ofens beurteilt werden kann und wie eventuelle Fehler behoben werden können. Ganz schön kompliziert… Nur gut, dass man Holz in Hamburg sogar studieren kann!
Im Bezirk Bergedorf, im Stadtteil Lohbrügge, liegt das Zentrum für Holzwirtschaft der Universität Hamburg. Hier kann man den Bachelor in sechs Semestern oder den Master in vier Semestern in Holzwirtschaft absolvieren und zum Experten der Holzindustrie werden. Vor allem die Weiterverarbeitung von Holzrohstoffen, welche unter anderem in der Herstellung von Brennholz oder Bauholz mündet, wird im Studiengang betrachtet. Aber auch Fachbereiche wie Holzphysik, allgemeine Holzbiologie, Holzmarktforschung und Grundlagen der Mathematik und Betriebswirtschaftslehre werden innerhalb dieser Studiengänge gelehrt. Die Absolventen können aber später nicht nur als besonders fachkundiger Brennholz-Händler ihr Geld verdienen, sondern auch in der Grundlagenforschung in Forschungsinstitutionen mitwirken oder Führungspositionen in Wirtschaft und Verwaltung der Holzindustrie übernehmen. Hamburg, die Stadt die vor allem mit Hafen und Reeperbahn assoziiert wird, ist also ebenso ein innovatives Holzzentrum. Wer hätte das gedacht?